Du träumst immer wieder von deiner verstorbenen Oma? Psychologen erklären, was dahinter steckt

Du wachst auf und dein Herz klopft noch immer. Im Traum warst du gerade mit deiner verstorbenen Großmutter spazieren oder hast mit einem alten Freund gesprochen, der schon lange nicht mehr lebt. Solche Träume sind tief berührend – manchmal verstörend, manchmal tröstlich. Was aber bedeuten sie und was verrät es über dich, wenn du regelmäßig im Schlaf Besuch aus dem Jenseits bekommst?

Warum träumen wir von Verstorbenen?

Sind solche nächtlichen Begegnungen normal? Auf jeden Fall. Studien zeigen, dass viele Menschen nach dem Verlust einer geliebten Person mindestens einmal von ihr träumen. Zwischen 58 und 71 Prozent der Trauernden berichten von solchen Erlebnissen. Der kanadische Psychologe Dr. Joshua Black, ein Fachmann für „Grief Dreams“, beschreibt diese Träume als natürliche Reaktion auf Verlust: „Träume von Verstorbenen sind Teil des Trauerprozesses und helfen, den Verlust zu integrieren.“ Unser Gehirn speichert Erinnerungen an wichtige Menschen und kann sie auch nach deren Ableben im Traum abrufen und so emotionale Bindungen in einer neuen Form weiterführen.

Die verschiedenen Arten von Verstorbenen-Träumen

Die Erfahrungen mit Verstorbenen im Traum sind vielfältig, aber Forschungen identifizieren typische Kategorien:

Der „Wiedersehens-Traum“

Du führst ein alltägliches Gespräch mit einer verstorbenen Person, ohne dir im Traum bewusst zu sein, dass sie nicht mehr da ist. Besonders in den ersten Monaten nach einem Verlust treten solche Träume oft auf, während du versuchst, die neue Realität zu verarbeiten.

Der „Ratgeber-Traum“

In diesen Träumen gibt die verstorbene Person Ratschläge oder Trost, was viele Menschen als positiv empfinden, besonders in unsicheren oder belastenden Zeiten.

Der „Abschiedstraum“

Die verstorbene Person verabschiedet sich oder signalisiert, dass es ihr gut geht, was häufig Jahre nach ihrem Tod passiert und als Zeichen einer fortgeschrittenen Verarbeitung gilt.

Was passiert in deinem Gehirn bei solchen Träumen?

Die intensivsten Träume erleben wir in der REM-Schlafphase, wenn unser Gehirn hochaktiv ist. Laut Neurowissenschaftler Professor Mark Solms verarbeitet das träumende Gehirn darin emotionale Erlebnisse und knüpft neue Verbindungen: „Das träumende Gehirn nutzt gespeicherte Erinnerungen und emotionale Muster, um unerledigte psychische Prozesse zu bearbeiten.“ Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bleibt ihre mentale Repräsentation bestehen und hilft uns, den Verlust zu verarbeiten.

Warum sind diese Träume gut für dich?

Auch wenn sie oft emotionale Reaktionen hervorrufen – Träume von Verstorbenen erfüllen wichtige Funktionen in der Trauerbewältigung:

  • Emotionale Heilung: Laut Studien lindern solche Träume Schmerz, fördern Akzeptanz und können das Risiko einer Depression nach schweren Verlusten senken.
  • Trost und Beruhigung: Viele Menschen empfinden nach solchen Träumen ein Gefühl von Nähe und Frieden, ähnlich, wie es durch reale zwischenmenschliche Begegnungen ausgelöst wird.
  • Problemlösung: Ratschläge von Verstorbenen im Traum sind oft ein Ausdruck des eigenen inneren Wissens, das sich in der vertrauten Gestalt zeigt.

Kulturelle Unterschiede in der Traumdeutung

Wie wir Träume von Verstorbenen interpretieren, hängt stark von unserem kulturellen Kontext ab. Westliche Länder sehen sie oft als psychologisches Phänomen, während etwa im mexikanischen „Día de los Muertos“ solche Träume als echte Jenseitsbegegnungen gelten. Studien zeigen: Positive oder spirituelle kulturelle Deutungen führen dazu, dass diese Träume als besonders tröstlich empfunden werden.

Wann sollte man sich Sorgen machen?

Die meisten dieser Träume sind harmlos oder sogar heilsam. Doch professionelle Hilfe ist ratsam, wenn:

  • Die Träume wiederholt bedrohlich oder belastend sind
  • Du Angst vor dem Einschlafen entwickelst
  • Du Traum und Realität verwechselst
  • Depressive Gefühle nach den Träumen zunehmen

Die Trauerforscherin Dr. Betty Davies erklärt: „Sorgen muss man sich machen, wenn die Träume den Alltag dominieren oder den Trauerprozess blockieren.“

Wie du mit diesen Träumen umgehen kannst

Regelmäßige Träume von Verstorbenen sind nichts Ungewöhnliches. Hier sind einige Tipps, um damit gesund umzugehen:

Führe ein Traumtagebuch

Das Aufschreiben deiner Träume hilft, Muster zu identifizieren und ihre Bedeutung besser zu verstehen. Es schafft auch Distanz und fördert die Verarbeitung.

Sprich über deine Träume

Ob mit Freunden, Familie oder in einer Trauergruppe – über deine Erfahrungen zu sprechen, kann Entlastung und neue Perspektiven bringen.

Akzeptiere die Träume als Teil deiner Verarbeitung

Sieh solche Träume als Zeichen deiner emotionalen Verbindung zur verstorbenen Person. Sie zeigen, dass die Beziehung, in neuem Gewand, weiterlebt.

Die heilende Kraft der nächtlichen Besuche

Träume von Verstorbenen sind kein Zufallsprodukt eines erschöpften Hirns, sondern ein beeindruckender innerer Prozess: unser psychischer Umgang mit Verlust. Sie helfen uns, Erinnerungen zu bewahren, Emotionen zu klären und neue Wege zu finden.

Nächstes Mal, wenn dir im Traum eine verstorbene Person erscheint, nimm es als Zeichen, dass dein Geist daran arbeitet, mit dem Verlust umzugehen. Diese Träume zeigen uns die Kraft von Liebe, Beziehung und Erinnerung. Denn im neuronalen Universum unseres Gehirns leben die, die uns wichtig sind, weiter – und können uns nach dem Tod immer noch Trost, Rat und innere Stärke schenken.

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